Wer am 27. April „Guten Morgen Berlin“ auf rbb 88.8 eingeschaltet hatte, hat sich vielleicht gefragt: Kiez, was? Moderator Ingo Hoppe erklärt es wie folgt: „Kiezblock heißt ein Kiez ohne Durchgangsautoverkehr.“ Und damit benennt er den springenden Punkt besser als es der gebräuchliche Begriff Durchgangsverkehr tut. Denn tatsächlich wird weder Verkehr, noch Durchfahren unterbunden, sondern dieses nur in Verbindung mit dem Auto, wenn der Kiez nicht als Ziel sondern als Abkürzung von Autofahrer*innen genutzt werden soll.
Ingo Hoppe spricht mit Eckhard Gauterin, der sowohl den Aufschlag zur Kiezblocks-Idee bei Changing Cities gemacht hat als auch nun mit anderen Anwohner*innen die Initiative Kaskel-Kiezblock am Ostkreuz voranbringt. Diese erste Sorge, dass man nun gar nicht mehr zu dem Restaurant oder zur eigenen Wohnung mit dem Auto fahren kann, kennt Eckhard aus Gesprächen nur zu gut. Es gilt Aufklärungsarbeit zu leisten: „Wenn man mit den Leuten redet und ihnen die Vorteile erklärt, sind die meisten sehr schnell davon überzeugt.“
Auch die anfängliche Befürchtung um den ortsansässigen Einzelhandel und das Kiez-Gewerbe kann Eckhard mit Verweis auf gegenteilige Studien und Erfahrungen entkräften: „Es gibt mittlerweile so viele positive Beispiele, die genau den gegenteiligen Effekt zeigen, d.h. je weniger Autoverkehr man in Geschäftsbereichen hat um so höher sind die Umsätze. Auch da kann man relativ schnell den Einzelhandel gewinnen, weil der Fußgänger und die Fußgängerin die Käufer*innen sind und nicht der Durchgangsverkehr, der nur schnell durch den Kiez durch will.“
Die Sendung wurde als sogenannter Drilling produziert, also in drei Teilen, die zu unterschiedlichen Sendezeiten liefen. Im zweiten Teil trifft Eckhard die rbb-Reporterin Helena Daehler vor Ort im Lichtenberger Kaskelkiez. Er beschreibt die aktuelle Lage: Auf den Hauptstraßen um das Viertel fahren täglich etwa 20.000 Fahrzeuge, in den Nebenstraßen sind es immer noch 6.000, von denen etwa 95 Prozent Durchgangsverkehr sind. Aktuell werden für den Antrag zur Einrichtung des Kaskel-Kiezblocks Unterschriften gesammelt. Wenn 1.000 Unterschriften zusammengekommen sind, wird dieser der Bezirksverordnetenversammlung vorgelegt und idealerweise zugestimmt. Die Initiator*innen sind zuversichtlich. Im dritten Teil spricht Ingo Hoppe dann noch mit dem Lichtenberger Bezirksstadtrat für Verkehr Martin Schaefer, der der Idee skeptisch gegenübersteht und eine Tempo-30-Zone als verkehrsberuhigende Maßnahme vorschlägt.
Nachtrag: Eine solche Tempo-30-Zone besteht schon seit Jahrzehnten im gesamten Kaskelkiez und ist – wie auch in vielen anderen Berliner Kiezen – wirkungslos gegen den Durchgangsautoverkehr.