Im letzten September startete die Kiezblocks-Kampagne – und nun, neun Monate später, haben wir schon mehrere neugeborene Kiezblock-Babys. Nachdem das Neuköllner Bezirksparlament vor Kurzen erst zwei Kiezblocks beschlossen hatte und in Pankow in drei Kiezen Feldversuche gestartet werden sollen, kamen am vergangenen Donnerstag in Friedrichshain-Kreuzberg zwei Kiezblock-Beschlüsse dazu. Mit den Stimmen von SPD, Linken und Grünen sowie den Bürgerdeputierten nahm der Umwelt- und Verkehrsausschuss die Einwohner*innen-Anträge für die Kiezblocks im Viktoriakiez und Reichenberger Kiez an.
Kleiner Rückblick: Bereits seit 2018 setzen sich Bürger*innen im Viktoriakiez für Verkehrsberuhigung ein, zunächst für eine Fahrradstraße in der Katzbachstraße. Es gab Gespräche mit der Lokalpolitik und mehrere Protestpicknicks. Im September 2020 startete die Kiezblocks-Kampagne von Changing Cities – und die Initiative Katzbachstraße schloss sich prompt an und entschied kurzerhand, ihr Engagement auf den ganzen Kiez auszuweiten. Schon Ende 2020 hatte die frisch gegründete Initiative „Viktoriakiezblock“ rund 1000 Unterschriften zusammen. Es folgte der lange Corona-Winter, der das Weitersammeln erschwerte. Im Frühjahr 2021 wurden schließlich die letzten Unterschriften gesammelt und beim Bezirk eingereicht. Was für ein Sprint: Glückwunsch an die Engagierten! Sie haben die Gunst der Stunde genutzt und entschlossen aufs Ziel hingearbeitet.
Auch die Initiative „Reichenberger Kiez für Alle“ ist eine Erfolgsgeschichte, die zum Nachahmen inspiriert. Es begann im November 2019 mit einer vom Verein KIEZconnect organisierten offenen Versammlung auf der Ohlauer Straße. Die zentrale Frage lautete: „Wie wollen wir hier zusammenleben?“ Schnell war klar: Die Menschen im Kiez wünschen sich mehr Rücksicht, weniger motorisierten Verkehr und mehr Sicherheit und Platz im öffentlichen Raum. Im Herbst 2020 folgte dann eine noch größere offene Versammlung, an der 70 bis 80 Menschen teilnahmen. Schnell fanden sich Arbeitsgruppen zu allen möglichen Themen: Inklusion und Rücksichtnahme, Armut, Soziales Miteinander, Wildblumenwiesen und Mobilität. Die AG Mobilität übertrug die Kiezblock-Idee auf ihren Kiez und sammelte die nötigen Unterschriften für den Einwohner*innenantrag. Am Ende beschäftigt alle Engagierten im „Reichenberger Kiez für Alle“ dieselbe zentrale Frage: Wie können wir im Kiez solidarischer und nachhaltiger zusammenleben? Ein wichtiger Meilenstein in die richtige Richtung ist nun genommen.
Jetzt heißt es für beide Kiezblock-Initiativen dranbleiben. Denn Papier ist geduldig. Doch die Zivilgesellschaft ist es nicht mehr. Wir werden dafür kämpfen, dass die Entscheidung vom Papier auf die Straße kommt.